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Solidariät mit den Beschäftigten der UMG Klinikservice GmbH – Her mit der Kohle! – Her mit verlässlicher Gesundheitsversorgung für Alle!

Wir unterstützen die Resolution des Bündnis Genug ist Genug:

An
den Vorstand der Universitätsmedizin Göttingen (UMG)
die
Regierungsparteien in Niedersachsen

Die Beschäftigten der UMG Klinikservice GmbH kämpfen seit Monaten um einen angemessenen Lohn. Ihr Entgelt reicht nicht, um ein durchschnittliches Leben zu führen, es liegt meist unter der amtlichen Niedriglohnschwelle. Viele müssen ergänzende Sozialleistungen in Anspruch nehmen oder werden sie absehbar in der Rente benötigen. Dabei arbeiten die Kolleg*innen hart und sind unverzichtbar für die Gesundheitsversorgung und den Betrieb der UMG. Drei Viertel der Beschäftigten sind Frauen. Es ist auch ein Gebot der Geschlechtergerechtigkeit, dass sie von ihrer Arbeit leben können.
Wir fordern die UMG und die Landesregierung auf, den Reallohn der KSG- Beschäftigten zu sichern. Wer wenig hat, darf nicht noch verlieren. Beide Regierungsparteien haben sich vor der Wahl klar zu guten Arbeitsbedingungen und einer guten Gesundheitsversorgung bekannt, bei der UMG haben sie es selbst in der  Hand – jetzt ist es Zeit zu handeln.

– Für einen fairen Lohn für die Kolleg*innen bei der UMG Klinikservice GmbH!
– Für eine gute UMG mit ausreichend Personal!
– Für eine verlässliche Gesundheitsversorgung!

Gerechtigkeit für Besma – Kommt zur Urteilsverkündung!

Im April 2020 wurde Besma A. von ihrem Ehemann in Einbeck durch einen Kopfschuss in ihrem Wohnzimmer getötet. Seit 2 Jahren läuft der Prozess gegen den Täter am Landgericht in Göttingen. Letzte Woche hat die Strafverteidigung nach einem Jahr der Verzögerung des Prozessendes durch immer weitere, zermürbende Beweisanträge auf Freispruch plädiert, kommenden Samstag, am 04.03. wird das Urteil im Prozess verkündet. Wir denken jedoch, dass Besma Opfer eines Femizids wurde.

Lasst uns am letzten Prozesstag mit einer Mahnwache am Gericht präsent sein und zeigen: Wenn eine von uns ermordet wird, betrifft es uns alle! Gegen patriarchale Gewalt und Femizide!

Bringt gerne Blumen, Kerzen, Tee und Freund*innen mit.

AG zur Prozessbegleitung zum Femizid an Besma A.,
ag-prozessbegleitung@riseup.net

#GerechtigkeitFuerBesma #NiUnaMenos #KeineMehr #WirWollenUnsLebend

Solidarität! Junge Frau muss sich in Griechenland wegen versuchtem Selbstmord vor Gericht verantworten

Kriminalisierung von Geflüchteten erreicht neue Eskalationsstufe

Wir unterstützen die Initiativen CPT Aegean Migrant Solidarity, borderline-europe e.V. und You can’t evict Solidarity und teilen hier ihr Statement vom 03.02.23. Insbesondere rufen wir auf, die Petition für M.M. zu unterzeichnen:

Seit dem 08. Februar 2023 steht eine inzwischen 29-jährige Frau, die versucht hat, sich im berüchtigten Camp Moria 2 auf der griechischen Insel Lesbos vor Verzweiflung selbst zu verbrennen, nun wegen Brandstiftung vor Gericht. Wir fordern einen fairen und transparenten Prozess! Dieser kann nur zu einem Freispruch für M.M. führen.  Wir fordern den griechischen Staat und die EU auf, Verantwortung für die unmenschlichen Lager zu übernehmen!

Stoppt die Kriminalisierung von Flucht und Migration!
Stoppt die Abschottung der Menschen am Rande der EU!
No more Morias!
Freispruch für M.M!

Werde aktiv: UNTERZEICHNE die PETITION
Freiheit für M​.​M. – Frau wegen versuchtem Selbstmord in Griechenland vor Gericht

Zum Hintergrund und Kontaktmöglichkeiten:

Am 21. Februar 2021 hatte die hochschwangere M.M. versucht, sich das Leben zu nehmen, indem sie sich im neuen Registrierungs- und Identifikationszentrum  (RIC) Mavrovouni (auch Kara Tepe oder Moria 2 genannt) auf Lesbos in Brand steckte. Die benachbarten Bewohner:innen im Camp retteten sie aus dem brennenden Zelt und löschten das Feuer mit Wasserflaschen und Handtüchern. M.M. erlitt Verletzungen am ganzen Körper und wurde ins Krankenhaus gebracht.

Grausamer als die Verbrennungen: Anstatt der traumatisierten Familie Hilfe und psychologische Betreuung zu bieten, wurde M.M. nach dem Vorfall wegen vorsätzlicher Brandstiftung, Gefährdung von Leben und Eigentum anderer sowie Beschädigung einer gemeinschaftlichen Sache (Zelt) durch Feuer angeklagt.

M.M. lebte mit ihrem Ehemann und drei kleinen Kindern zum Zeitpunkt der Verzweiflungstat bereits mehr als fünf Monate im Camp „Moria 2“ unter menschenverachtenden Bedingungen. Die Situation im Camp war im Winter 2020/21 katastrophal. Der Platz dicht am Meer ist zum Leben vollkommen ungeeignet: Die Zelte brechen durch starken Wind und heftigem Regen immer wieder zusammen oder werden überflutet. Es mangelt an medizinischer Versorgung, Privatsphäre, Strom, fließendem Wasser, heißen Duschen, funktionierenden Toiletten und anderen Hygieneeinrichtungen. Als ob dies nicht genug wäre, bestätigte die griechische Regierung am 23. Januar 2021 öffentlich, dass in den Bodenproben gefährliche Bleikonzentrationen gefunden wurden.

M.M.s Anwältin von der Organisation HIAS Griechenland weist darauf hin, dass schwangere Frauen in der Liste der schutzbedürftigen Personengruppen stehen, die besondere Aufnahmebedingungen erhalten sollten; daher hätte M.M. als schwangere Frau in eine geeignete Unterkunft verlegt werden müssen.

Die Familie konnte mit ihren mittlerweile vier Kindern nach einem entsprechenden Antrag ihrer Anwältin inzwischen nach Deutschland umziehen. M.M. ist immer noch stark traumatisiert und die ganze Familie leidet massiv unter der Anklage. Auch in Deutschland erhält die Familie bisher nicht die notwendige psychologische Betreuung, um die Erlebnisse verarbeiten und sich dem anstehenden Verfahren stellen zu können. Continue reading Solidarität! Junge Frau muss sich in Griechenland wegen versuchtem Selbstmord vor Gericht verantworten

Gerechtigkeit für Besma – kommt zur Mahnwache!

*** Freitag 13.01.2023 ab 11:45 Uhr, Landgericht Göttingen, Maschmühlenweg 11 ***

Im April 2020 wurde Besma A. von ihrem Ehemann in Einbeck durch einen Kopfschuss in ihrem Wohnzimmer getötet. Seit Anfang 2021 steht der Täter vor dem Landgericht Göttingen. Der Prozess nähert sich in diesen Wochen seinem Ende. Am 13.01.23 wird über die letzten Anträge der Strafverteidigung entschieden und es sind weiterhin Abschlussplädoyers angekündigt. Wir wollen an diesem wiederTag mit einer Mahnwache vor dem Gericht präsent sein, in den Prozess gehen und zeigen:

Wenn eine von uns ermordet wird, betrifft es uns alle!
Kommt dazu und bringt gerne Blumen, Kerzen, Tee und Freund*innen mit.

Arbeitsgemeinschaft zur Prozessbegleitung zum Femizid an Besma A.,
ag-prozessbegleitung@riseup.net

#GerechtigkeitFuerBesma
#NiUnaMenos
#KeineMehr
#WirWollenUnsLebend

Jin Jiyan Azadî – Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung

Mord, Krieg, Hunger, Ausbeutung und Umweltzerstörung herrschen derzeit in allen Ecken der Welt. Verursacht werden sie durch das globale kapitalistische System. Staaten wie die USA, Europa, Russland und China – gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten – teilen die Macht über die Welt überall unter sich auf.
Die Repression ist überall zu spüren: hier in Europa, aber besonders im globalen Süden: im Iran, in Kurdistan, in Afghanistan, in der Türkei, in Balochistan, im Irak, in Palästina, in Chile, in Mexiko, in Brasilien, in Kolumbien – überall. Alle Kämpfe für Freiheit und ein würdiges Leben, gegen das soziale Elend und den globalen neoliberalen Kapitalismus werden durch staatliche Angriffe, auch in Zusammenarbeit mit paramilitärischen Banden wie dem IS oder der faschistischen Rechten in Europa, niedergeschlagen.

Die neoliberale und koloniale Wirtschaftspolitik mit ihrem Diktat der Verwertung ist für die Zerstörung der Lebensgrundlagen von Abermillionen von Menschen verantwortlich. Eine Zerstörung, die täglich tötet und die Menschen zur Flucht zwingt.

– Wir erleben, wie der NATO-Partner Türkei permanent einen blutigen Vernichtungskrieg gegen Rojava und alle Kurd*innen führt und auch vor dem massiven Einsatz von verbotenen chemischen Waffen gegen die Freiheitskämpfer*innen nicht zurückschreckt. Continue reading Jin Jiyan Azadî – Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung

Gedenken am Tag für die Opfer von Chemie-Waffen

AUFRUF
Stärker als je zuvor geht das NATO Mitglied Türkei gegen Kurdistan und die Freiheitsbewegung vor. Dabei schreckt die Türkei nicht vor Kriegsverbrechen zurück. In den letzten Monaten häufen sich die Berichte über den Einsatz chemischer Waffen. Die internationale Gemeinschaft, Staaten und zuständige Institutionen schweigen und ignorieren die Beweise für den massiven Gebrauch von chemischen Waffen. Wir sehen die Verbrechen! Wir werden die menschenrechtswidrigen Angriffe der Türkei und die Mittäterschaft des deutschen Staates nicht verschweigen. Wir fordern aktive Untersuchung der Vorfälle durch die verantwortlichen Institutionen wie OPCW, Organisation für das Verbot chemischer Waffen.

Aus diesem aktuellen Anlass fordern wir alle solidarischen Menschen in Göttingen auf, am 30.11, UN- Gedenktag für die Opfer chemischer Kriegsführung, mit uns zusammen zu kommen. Wir wollen einausdrucksstarkes Zeichen gegen jegliche Form von Besatzung, Duldung und Mittäterschaft an Kriegsverbrechen und Feminiziden setzen. Je mehr wir sind, umso deutlicher können wir ein Zeichen der Solidarität mit den kämpfenden Menschen in Kurdistan für eine geschlechterbefreite, ökologische und demokratische Gesellschaft setzen.

Rede zum Gedenken an die Opfer von Chemiewaffen, 20221130

Quelle: linksunten

BERICHTE
Göttinger Gedenkkundgebung an die Opfer von türkischen Giftgas in Kurdistan, ANF, 01.12.22
Kundgebung am Mittwoch – Aus: “Defend Kurdistan” besetzt erneut Parteizentrale in Göttingen, GT, 01.12.22

Die Falle (Aufführung vom Theater für Bewegungsfreiheit)

Das Theaterstück ist eine Geschichte über die geschlossene EU-Außengrenze und ihre Missverständnisse. Man kann nicht an der Küste leben, ohne die andere Seite wenigstens einmal gesehen zu haben. In Tanger, Algier oder Tunis sitzen selbst die Katzen im Hafen und schauen auf die andere Seite. Alle wollen dahin. Die meisten träumen davon…
Die jungen Leute, die es schaffen in Europa zu landen, versuchen alles, um nicht wieder mit leeren Händen zurückzukehren. Illegalität, Kriminalität und die ständige Angst abgeschoben zu werden sind ihr Alltag.

Riadh Ben Ammar ist Anfang der 2000er Jahre von Tunesien nach Deutschland gekommen. Lange war er in einem Flüchtlingslager in Mecklenburg-Vorpommern untergebracht, heute lebt er zwischen Tunesien und Deutschland und ist einer der Gründer von Afrique-Europe-Interact.
Seit vielen Jahren führt Riadh Theaterstücke im auf. Sein erstes Stück “Hurria!” handelte vom arabischen Frühling in Tunesien und was dieser mit der Forderung nach Bewegungsfreiheit zu tun hat – inzwischen sind mehrere Theaterstücke dazugekommen.
Riadh präsentiert seine Theaterstücke nicht nur auf klassischen Theaterbühnen, sondern spielte auch breits in Parks, Schulklassen, Hinterhöfen, auf Kundgebungen und Konferenzen…
Die verganenen Monate hat er genutzt um in Tunesien gemeinsam mit anderen Aktivist*innen der Gruppe Sans VISA Unterstützungsstrukturen für Abgeschobene aufzubauen. Nun kehrt er zeitweise nach Deutschland zurück und präsentiert sein aktuelles Stück “Die Falle”.

Die Aufführung findet statt am Freitag, 18.11.22, Saal der OM10, Beginn 19 Uhr und dauert etwa 1,5h. Danach gibt es noch Raum für Austausch und Diskussionen. Der Eintritt ist frei.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Regionalen Bildungsstelle Nord des bundesweiten Bildungsprogramms Bildung trifft Entwicklung und des Programmes Junges Engagement statt.

Ehem. JVA besetzt: I. Communique der Autonomen Stadtverwaltung Göttingen

Wir solidarisieren uns mit den Besetzer*innen und dokumentieren hier ihre Stellungnahme vom 03.10.22!

I. Communique der Autonomen Stadtverwaltung Göttingen

The biggest problem facing direct action movements is that we don’t know how to handle victory. We always get taken by surprise by the speed of our initial success. We are never prepared for victory. It throws us into confusion.
– David Graeber, the shock of victory.

Ab heute ist die alte JVA in der Oberen-Masch-Straße besetzt. Es mag nun so erscheinen, als wäre die Besetzung der JVA nichts weiteres als eine kurzlebige Aktion versprengter Einzelpersonen, und als würden wir ein bisschen Aufmerksamkeit in den Zeitungen gegen eine weitere Repressionswelle tauschen. Wir Besetzende schreiben diesen Text in der Erwägung, dass durch unsere Besetzung der JVA tatsächlich Vieles zu gewinnen ist.

Da darf nichts falsch verstanden werden – dass wir geräumt werden, ist uns fast eine Gewissheit. Und dennoch sind wir da. Denn es mag zwar das kurzfristige Ziel, ein besetztes Gebäude in die Hand des Kiezes zu überführen, vergebens erscheinen. Doch der Kampf um das Gebäude kann uns mittelfristig ein ganzes Stück weit tragen.

Die alte JVA steht seit sehr langem leer, und gerade in den letzten Jahren versuchen Initiativen, die aus linken Göttinger Gruppen und der Nachbarschaft hervorgehen, in dem alten Gebäude einen sozialen und solidarischen Raum zu gestalten. Doch die Stadt hat andere Pläne: In die alte JVA soll ein neoliberaler Thinktank einziehen, das Gebäude soll für schlappe 50 000 Euro verkauft werden. Es gilt anzuerkennen, dass es hier nicht bloß um einen Interessenkonflikt zwischen der Stadt und der Nachbarschaft, dem Kiez geht, sondern um eine konkrete Ausformung von Gentrifizierung und rassistischer Verdrängungspolitik: der Konflikt um die alte JVA ist ein intersektionaler Konflikt.
Der Kiez um die Obere-Masch-Straße herum ist ein weniger wohlhabender, und migrantisch geprägter Teil der Stadt. Die Menschen, die hier leben, die ihr Leben hier gestalten, nehmen sich hier auch den Raum, den sie brauchen, sei es am Waageplatz, sei es durch die Etablierung der OM10. Das Soziale Zentrum wäre ein weiterer Teil der Aneignung des Stadtteils von den Menschen, die hier auch leben; eine solidarische Gestaltung eines Gebäudes in einem Stadtteil weniger privilegierter, entsprechend der Bedürfnisse und der Wünsche der Menschen unmittelbar vor Ort. Aber gerade in letzter Zeit häufen sich rassistische Polizeikontrollen am Waageplatz – der Stadtteil soll schick gemacht werden für die, die mit ihm eigentlich nichts zu tun haben, und sowieso schon alles haben, für die, die weiß, wohlhabend, gebildet sind. Für die, die dem kapitalistischen, deutschen Ideal entsprechen. Der Verkauf der JVA an Traffohub ist damit eine weitere Eskalation der Verdrängung von prekär-gestellten Menschen aus ihrem eigenen, von ihnen geprägten Kiez. Ein weiterer Höhepunkt der Gentrifizierung im Sinne der kapitalistischen ‘deutschen Leitkultur’.

Über das Kiez hinaus kann es insgesamt für Göttingen, und damit auch für uns als linke Szene in Göttingen der Anfang einer Veränderung bedeuten, wenn krass kapitalistische Strukturen einen großen Raum mitten in der Stadt gewinnen.

In Solidarität mit dem Kiez und dem Sozialen Zentrum, und mit dem Konflikt, den sie führen, haben wir die ehemalige JVA besetzt. Unser Anspruch ist hier klar, eine Brücke zwischen den Leuten im Kiez und der linken Szene Göttingens zu schlagen. Hierfür wollen wir mit der besetzten JVA einen Ort der Begegnung, einen Ort der unmittelbaren Öffentlichkeit erschaffen, an dem sich die Konflikte des Stadtteils und die Kämpfe, die wir als Linke führen, ganz konkret eine Sichtbarkeit zu verleihen: Wir wollen die JVA zu einem Kristallisationspunkt machen.

Was bedeutet es für diesen Konflikt, und für uns als Linke, dass es (zumindest für eine kurze Zeit) einen solchen Kristallisationspunkt mitten in der Stadt gibt?

Wir handeln aus Solidarität mit dem Kiez heraus, sind aber selbst nicht Teil dessen, und wollen uns nicht anmaßen, hier für andere zu sprechen. Wichtig ist gerade deshalb, dass wir den Kampf, der um das Gebäude herum entsteht, gemeinsam mit und für die Anwohner:innen führen – zugleich aber unsere eigene linksradikale Perspektive nicht untergeht.

• Die Besetzung bedeutet in vorderster Linie, dass der linke Kampf gegen Gentrifizierung, und in Erweiterung dessen gegen das Kapital an sich, nun an Sichtbarkeit gewinnt – wo wir sonst jenseits unserer Demos, unserer medialen Solidaritätsbekundungen zu oft in der Unsichtbarkeit verharren. Das Stadtbild an diesem Ort aktiv zu prägen kann eine Ermächtigung sein; es bietet uns die Möglichkeit, Kämpfe sichtbar zu machen, wo sie sonst schattenhaft verbleiben.

• Einen Ort des Kampfes kann zugleich eine temporäre Zone eröffnen, in welchem wir uns in einem gelebten, kämpferischen, linken Kontext begegnen, an dem viele Menschen in Göttingen eine Bindung zu einem besetzten, angeeigneten Ort schließen können – einen Ort, wo unser Kampf und unsere Begegnungen körperlich werden. Hierfür ist in erster Linie notwendig, dass auch viele Menschen vorbeikommen, dass es Leute gibt, die Lust haben den Ort mit zu beleben und zu prägen; bei der Mahnwache einen Kaffee trinken, die Hauswände anmalen, sich abends an die Feuertonne sitzen, … Solches Beleben der JVA könnte des Weiteren dazu beitragen, die Cops zu verwirren, und die Illegalität unserer Aktion zu normalisieren.

• Mit der Erschließung und Erarbeitung eines Ort des Konflikts zeigen wir uns selbst, dass unser Widerstand auch viel direkter möglich ist; und bewegen uns (auch in diesem Kampf) aus unseren Szene-Räumen, unseren allzu gewohnten Demonstrationen hinaus, greifen nach unseren Utopien mitten in der Göttinger Innenstadt.

Dieser Ort des Kampfes wird uns letzten Endes von Broistedt und ihrem #Polizeiproblem entrissen werden. Eine Räumung zu verhindern ist nicht realistisch, darüber müssen wir uns im klaren sein. Dennoch können wir ermächtigt aus der Situation herausgehen, weil das Anrücken von den Cops uns um einen konkreten, sichtbaren Kampf herum sammeln kann, weil wir uns gemeinsam als Linke dem Staat und dem Kapitalismus in den Weg stellen können, und insgesamt an einer kollektiven widerständigen Erfahrung teilhaben können. Bei einer Räumung wird alles gefragt sein, und es sollte auch alles legitim sein. Sei es Lautstärke, Sitz- oder Kletterblockaden, Gesa-Support, oder andere Formen des Widerstands.

Schaffen wir es, gemeinsam mit dem Kiez, über unsere Strukturen und Organisationen hinweg, in den Tagen vor und während der Räumung spontan und kraftvoll einen sichtbaren Widerstand auf die Straße zu tragen; durch direkten Austausch und gemeinsames Prägen eines Ortes mit anderen, an diesen Ort gebundenen Menschen, können wir uns so weit ermächtigen, dass der Kampf gegen die Gentrifizierung nach der Räumung weitergeführt wird, und wir als Linke an Initiative gewinnen, endlich in Bewegung kommen.

Die Kraft unserer Besetzung der JVA liegt weniger in der Möglichkeit, kurzfristig der Stadt ein Gebäude zu entreißen, sondern vielmehr darin, dass wir unsere Szene-Gebundenheit auflockern und über die Fragmentierung der kapitalistischen ‘Gesellschaft’ hinweg Gemeinschaften, Vernetzungen schließen, sowie dass wir uns selbst als Szene ermächtigen. Und es besteht die Chance, dass wir letzten Endes mittelfristig auch schaffen, Ziele tatsächlich zu erreichen. Solche Ziele wären etwa das Wiedergewinnen verschiedenster Aktionsformen, Orten der Gentrifizierung effektiv das Leben schwer zu machen, weitere Besetzungen zu ermöglichen und die Kraft zu haben, sie zu unterstützen, weitere Orte tatsächlicher und unmittelbarer Begegnungen zu schaffen, und schließlich die Stadt dazu zu zwingen, ihre kapitalistische Stadtpolitik aufzugeben.