Für die Rückkehr unseres Freundes Willard!

DRK das Abschiebe-Handwerk legen! Alle Abschiebungen verhindern!

Am vergangenen Donnerstag, 24.05.2018, haben Mitarbeiter*innen des DRK die Polizei angerufen, um unseren Freund Willard Gondo abschieben zu lassen. Auf Initiative des DRK kam die Polizei in die Massenunterkunft auf der Siekhöhe, hat Willard in Haft genommen und ihn nach einem Aufenthalt in der Göttinger Polizeistation Kasseler Landstraße in einen Abschiebeknast nach Berlin verschleppt. Von Berlin wurde er am Freitagmorgen in einem Sammeltransport nach Oslo abgeschoben. Nach Tagen der Unsicherheit konnte sich Willard mittlerweile aus Oslo bei uns melden.

Willard ist nicht nur unser Freund, er ist auch Teil unseres Projektes OM10. Er hat mit uns gegessen und gefeiert und sich gemeinsam mit uns u.a. gegen die belastenden Zustände in der Massenunterkunft Siekhöhe engagiert. Er wusste, dass er abgeschoben werden soll. Aber er hat sich nicht versteckt, sondern weiter gemacht. Er ist jeden Tag in eine Maßnahme bei Arbeit und Leben gegangen und hat nachmittags Jugendliche im Fußball trainiert. Die Festnahme hat ihn trotzdem unvorbereitet getroffen. Er konnte nicht einmal seine Sachen mitnehmen. Die Abschiebung fand statt, ohne dass die Anwältin unseres Freundes vom dem Haftbefehl und der Festnahme informiert wurde. Durch dieses Vorgehen wurde Willard verwehrt, weitere Rechtsmittel gegen die bevorstehende Abschiebung einzulegen.

Wir sind wütend auf die Mitarbeiter*innen des DRK in der Siekhöhe, die Willards Abschiebung aktiv forciert haben und in der Konsequenz mit zu verantworten haben. Wir sind entsetzt über das perfide Zusammenspiel von Ausländerbehörde, Gericht, Polizei und DRK. Willard war am 24.05.18 zufällig um die Mittagszeit in der Siekhöhe, weil es ihm nicht gut ging. Gewöhnlich ist er um diese Zeit in seiner Maßnahme. Die Polizei wurde von der Leitung des DRK darüber informiert, dass Willard nun anwesend sei und abgeschoben werden könne. Der Grund für diese feige Machenschaft ist gerade Willards Engagement gegen die Lebensbedingungen in der Siekhöhe.

Das Deutsche Rote Kreuz DRK betreibt die Massenunterkunft Siekhöhe. Im Zusammenhang mit der „Betreuung“ von Geflüchteten stand das DRK bundesweit schon öfter in der Kritik. „Im Zeichen der Menschlichkeit setzen wir uns für das Leben, die Gesundheit und die Würde aller Menschen ein“, steht auf der Homepage des DRK. Das ist einfach nur zynisch, denn die Menschenwürde und die Gesundheit der Menschen, die dort leben müssen, werden jeden Tag aufs neue verletzt. Jetzt ist einmal mehr deutlich geworden, dass die Mitarbeiter*innen des DRK eine aktive Rolle in der Abschiebemaschine spielen, Menschen ausliefern und durch ihre Mithilfe bei Abschiebungen auch Menschenleben gefährden.

Durch die Lage im Industriegebiet fernab jeder kritischen Öffentlichkeit hat sich die Stadt ihren eigenen Abschiebeknast hochgezogen, ohne ihn explizit so zu benennen. Geflüchtete haben uns berichtet, dass sie durch die fehlenden Decken sehr wohl mitbekommen, wie oft die Polizei mitten in der Nacht vorbei kommt, um Leute zur Abschiebung abzuholen. Alle liegen dann voller Angst in ihren Betten und fragen sich, ob sie die nächsten sein werden.

Alle sind total geschockt von der Abschiebung. Dass Geflüchtete nun auch damit rechnen müssen, am Tag von der Polizei eingesammelt und abgeschoben zu werden, ist ein Angriff auf das noch vorhandene Sicherheitsgefühl.

Um die Abschiebung von Willard zu blockieren und sich mit ihm solidarisch zu zeigen, versammelten sich bereits am Donnerstag Nachmittag 150 Menschen vor der Polizeistation. Von Anfang an fiel die Polizei mit aggressivem Verhalten gegenüber den Aktivist*innen auf. Die Polizeikräfte wurden dabei nicht nur verbal ausfällig und bepöbelten anwesende Geflüchtete, Unterstützer*innen und Antirassist*innen. Sie rissen auch brutal einzelne Aktivist*innen aus der Versammlung, um sie wegen an den Haaren herbeigezogenen Beschuldigungen wie Körperverletzung und schwerer Landfriedensbruch festzusetzen – kurz nachdem sie Willard ohne Ankündigung sein Leben in Göttingen zerstört haben. Das ist einfach nur ekelhaft.

Wir fragen uns, was der nächste Schritt von Ausländerbehörde und Polizei sein wird: Werden sie wieder anfangen, Kinder und Jugendliche aus den Schulen zu zerren oder Kranke aus den Krankenhäusern? Und das alles nur, um Menschen abzuschieben? Und das DRK? Möchte es einen Abschiebepreis gewinnen?

Wir solidarisieren uns mit allen Menschen, die sich Abschiebungen in den Weg stellen und versuchen, diese zu verhindern – egal ob in Ellwangen, in Göttingen oder sonst wo!

Wir fordern alle Göttinger*innen auf, sich im Kampf gegen Abschiebungen zu organisieren und weiterhin beherzt einzugreifen wie am Donnerstag!

Wir rufen auf, dem DRK sein dreckiges Abschiebe-Handwerk zu legen!

Wir fordern die Rückkehr unseres Freundes Willard!

Our House OM10, 28.05.2018

Wer über bevorstehende oder bereits stattfindende Abschiebungen informiert werden will, kann sich mit einer Mail in den sms-Verteiler eintragen lassen: stop-deportations@inventati.org