Kriminalisierung von Geflüchteten erreicht neue Eskalationsstufe
Wir unterstützen die Initiativen CPT Aegean Migrant Solidarity, borderline-europe e.V. und You can’t evict Solidarity und teilen hier ihr Statement vom 03.02.23. Insbesondere rufen wir auf, die Petition für M.M. zu unterzeichnen:
Seit dem 08. Februar 2023 steht eine inzwischen 29-jährige Frau, die versucht hat, sich im berüchtigten Camp Moria 2 auf der griechischen Insel Lesbos vor Verzweiflung selbst zu verbrennen, nun wegen Brandstiftung vor Gericht. Wir fordern einen fairen und transparenten Prozess! Dieser kann nur zu einem Freispruch für M.M. führen. Wir fordern den griechischen Staat und die EU auf, Verantwortung für die unmenschlichen Lager zu übernehmen!
Stoppt die Kriminalisierung von Flucht und Migration!
Stoppt die Abschottung der Menschen am Rande der EU!
No more Morias!
Freispruch für M.M!
Werde aktiv: UNTERZEICHNE die PETITION
Freiheit für M.M. – Frau wegen versuchtem Selbstmord in Griechenland vor Gericht
Zum Hintergrund und Kontaktmöglichkeiten:
Am 21. Februar 2021 hatte die hochschwangere M.M. versucht, sich das Leben zu nehmen, indem sie sich im neuen Registrierungs- und Identifikationszentrum (RIC) Mavrovouni (auch Kara Tepe oder Moria 2 genannt) auf Lesbos in Brand steckte. Die benachbarten Bewohner:innen im Camp retteten sie aus dem brennenden Zelt und löschten das Feuer mit Wasserflaschen und Handtüchern. M.M. erlitt Verletzungen am ganzen Körper und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Grausamer als die Verbrennungen: Anstatt der traumatisierten Familie Hilfe und psychologische Betreuung zu bieten, wurde M.M. nach dem Vorfall wegen vorsätzlicher Brandstiftung, Gefährdung von Leben und Eigentum anderer sowie Beschädigung einer gemeinschaftlichen Sache (Zelt) durch Feuer angeklagt.
M.M. lebte mit ihrem Ehemann und drei kleinen Kindern zum Zeitpunkt der Verzweiflungstat bereits mehr als fünf Monate im Camp „Moria 2“ unter menschenverachtenden Bedingungen. Die Situation im Camp war im Winter 2020/21 katastrophal. Der Platz dicht am Meer ist zum Leben vollkommen ungeeignet: Die Zelte brechen durch starken Wind und heftigem Regen immer wieder zusammen oder werden überflutet. Es mangelt an medizinischer Versorgung, Privatsphäre, Strom, fließendem Wasser, heißen Duschen, funktionierenden Toiletten und anderen Hygieneeinrichtungen. Als ob dies nicht genug wäre, bestätigte die griechische Regierung am 23. Januar 2021 öffentlich, dass in den Bodenproben gefährliche Bleikonzentrationen gefunden wurden.
M.M.s Anwältin von der Organisation HIAS Griechenland weist darauf hin, dass schwangere Frauen in der Liste der schutzbedürftigen Personengruppen stehen, die besondere Aufnahmebedingungen erhalten sollten; daher hätte M.M. als schwangere Frau in eine geeignete Unterkunft verlegt werden müssen.
Die Familie konnte mit ihren mittlerweile vier Kindern nach einem entsprechenden Antrag ihrer Anwältin inzwischen nach Deutschland umziehen. M.M. ist immer noch stark traumatisiert und die ganze Familie leidet massiv unter der Anklage. Auch in Deutschland erhält die Familie bisher nicht die notwendige psychologische Betreuung, um die Erlebnisse verarbeiten und sich dem anstehenden Verfahren stellen zu können. Continue reading Solidarität! Junge Frau muss sich in Griechenland wegen versuchtem Selbstmord vor Gericht verantworten →