Gegen Kriegslogik, Militarisierung und für offene Grenzen

Über 100 Menschen haben am 05.11.24 an der Kundgebung in der Göttinger Innenstadt teilgenommen und sich klar gegen jede Kriegslogik und Militarisierung gestellt und Solidarität und offene Grenzen gefordert. Unter dem Aufruf sind die Redebeiträge der Gruppen mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten.

Eine mörderische Kriegslogik vernichtet überall auf der Welt Menschen und Menschlichkeit. Scheinbar alternativlos frisst sie sich in jede Pore der Gesellschaft und fordert alle Ressourcen.

Das Massenmorden im Sudan, der brutale Krieg um die Ukraine, die aggressive Militarisierung des Indopazifik, der permanente Krieg gegen die Kurd:innen, der immer weiter eskalierende Krieg im Nahen Osten. Die Angriffe gegen die palästinensische Zivilbevölkerung, wo durch Krieg und Siedlungspolitik seit Jahrzehnten die Macht des israelischen nationalistischen Staates gesichert wird, und die dort verbliebenen Palästinenser:innen vertrieben werden sowie das an Jüd:Innen gerichtete und wahllose Massaker vom 7.Oktober und nun auch die Bomben auf den Libanon.

Das sind einige der aktuellen Gräuel, an denen auch die BRD wachsend aktiv teilnimmt. In patriarchaler Kriegslogik und Kriegspraxis werden Feindbilder aufgebaut. Dabei entsteht der Krieg nicht aus sich selbst. Der Krieg entspringt der kapitalistischen und imperialistischen Konkurrenz von Nationalstaaten. Deutschland rüstet ungehemmt auf, hat Deals in alle Konfliktregionen und protzt als europäisches Drehkreuz für Waffenlieferungen. Und wir erleben eine Militarisierung nach innen sowie eine Faschisierung der Gesellschaft.

Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt müssen fliehen und werden in unzähligen unmenschlichen Lagern festgehalten. Deutschland schafft mit Sicherheitspaketen Asyl- und Menschenrechte ab und geht für die Festung Europa über Leichen. Eine skrupellose Abschiebemaschinerie überrollt das Land. Deutschland ist aktiv beteiligt an der Zerstörung von Leben, Lebensgrundlagen und ganzen Ökosystemen.

Vor neun Jahren, am 5. November 2015, wurde das leerstehende Haus in der Obere-Masch-Straße 10 in einem kollektiven Akt besetzt. Es wurde nicht hingenommen, dass Menschen nach überlebter Flucht in unwürdigen Lagern zusammengepfercht wurden. Viele Gruppen und Einzelpersonen hatten ihre praktische Solidarität den Kriegen und Grenzregimen entgegengesetzt.

Lasst uns die Kraft der Solidarität gegen jede Kriegslogik stellen!
Wir werden weiter Räume öffnen, die Schutz geben!
Wir werden weiter für offene Grenzen kämpfen und uns gegen Abschiebungen stellen!
Wir werden Deserteur:innen unsere Unterstützung geben!
Wir werden Aufrüstung, Waffenlieferungen und der Militarisierung der Gesellschaft nicht tatenlos zusehen!
Wir werden Faschismus in allen seinen Formen bekämpfen!

Our House OM10, AK Asyl, Antifaschistische Linke International (A.L.I.), Basisdemokratische Linke (BL), Bündnis gegen Kriegjeweiligen


Redebeitrag der Antifaschistische Linke International, A.L.I
Redebeitrag der Basisdemokratische Linke, BL
Redebeitrag der OM10

Stolpersteine vor der Obere-Masch-Straße 10a – In Gedenken an Familie Asser und Familie Meyerstein

Die AG Geschichte des Forum Waageplatz-Viertel hatte am 29.09.24 zu einem Rundgang durch’s Viertel zur Geschichte und mit Geschichten eingeladen. Vor der OM10, bei den Stolpersteinen am Haus der Obere-Masch-Straße 10a, gab es einen ausführlichen Beitrag in Gedenken an die Familie Asse und Familie Meyerstein. Kurze Auszüge geben wir hier wieder und empfehlen, den ganzen Artikel “Das Maschviertel zur Zeit des Nationalsozialismus” mit Fotos und Quellenangaben auf der Seite des Forums zu lesen!


“Die Obere-Masch-Straße 10 war früher ein Wohnhaus der jüdischen Gemeinde. Es war bescheiden eingerichtet und diente auch als Altersheim. Heute erinnern Stolpersteine vor der 10A daran, dass Fanny und Cäsar Asser und die Familie Meyerstein hier gelebt haben. Paula und Hugo Meyerstein mit ihren vier Kindern, Ludwig, Erich, Hertha und Georg.

Paula Meyerstein (geb. Jaretzki ) war 1890 in Posen geboren worden. Sie heiratete 1919 den Viehhändler Hugo Meyerstein und zog nach Göttingen. Die Familie wohnte zunächst in der Roten Straße, wo Hugo Meyerstein eine Viehhandlung besaß. Dort hatten sie mit finanziellen Problemen zu kämpfen, vor allem auch durch den gegen jüdische Kaufleute ausgeübten Druck und durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise. 1933 mussten sie dann in die Obere-Masch-Straße 10A umziehen. In direkter Nachbarschaft stand die Synagoge. Die im neuromanischen Stil gebaute Synagoge wurde im Jahr 1895 eingeweiht. Nur 43 Jahre später wurde sie im Novemberpogrom in der Nacht des 9. November 1938 zerstört. Maßgeblich beteiligt; war der Oberbrandmeister der Göttinger Feuerwehr, der Benzinkanister zur Synagoge gefahren hatte. Alle Löschversuche wurden unterbunden, Fotografien verboten. Am Tag darauf wurde unter Anwesenheit vieler Schaulustiger der westliche Teil der Ruine gesprengt, und die Synagoge vollständig zerstört. Mitglieder der SA und SS stürmten Geschäfte und Wohnungen jüdischer Familien, zerstörten deren Eigentum, misshandelten und verhafteten sie. In der Goetheallee wurden die Wohnungen von Ludwig und Margret Löwenstein und von Gustav und Amalie Rosenmeyer völlig verwüstet, Schmuck entwendet und Gustav Rosenmeyer schwer verletzt. Bei dem Brand der Synagoge waren auch die Wohnungen von Familie Asser und Familie Junger zerstört worden. Sie kamen gerade mit dem Leben davon. Heinz und Else Junger flüchteten in der Nacht mit ihrem Sohn Denny, der erst zwölf Tage alt war, in das Krankenhaus Neu Maria Hilf. Heinz, Else und Denny Junger wurden am 26. März 1942 deportiert und gelten seitdem als verschollen.

Georg Meyerstein, der jüngste der Familie wurde schon unmittelbar nach dem Novemberpogrom von seinem Lehrer in der Lutherschule vom Unterricht ausgeschlossen, eine Maßnahme, die kurz darauf für alle jüdischen Schülerinnen und Schüler durchgesetzt wurde. Ein Mitschüler erzählte später, dass als Georg am Tag nach der Niederbrennung der Synagoge „verspätet, bleich und übernächtigt“ seine Klasse betrat, ihn der Lehrer aufgefordert hat, sofort wieder nach Hause zu gehen und sagte, er brauche überhaupt nicht mehr wiederzukommen. Ab Januar 1940 wurde er zusammen mit neun weiteren Kindern vom jüdischen Lehrer Heinz Junger privat unterrichtet. Dieser wohnte mit seiner Familie im Gemeindehaus, im Anbau an die Synagoge in der Unteren-Masch-Str.
Unter den Schüler*innen waren auch Kurt und Lissy Asser, die Kinder des Synagogendieners Julius Asser und von Jenny Asser, die ebenfalls mit ihrer Mutter, Bertha Fernich für kurze Zeit im Gemeindehaus in der Unteren-Masch-Str. 13 wohnten. An Julius und Jenny Asser erinnern die Stolpersteine vor dem Haus Papendiek 26. Die Eltern von Julius Asser, Fanny und Cäsar lebten seit 1933 in der Oberen-Masch-Str. 10A. Cäsar Asser besaß in Göttingen die Rohproduktenhandlung C. Asser, handelte mit Altmetallen und arbeitete nebenberuflich als Totengräber für die jüdische Gemeinde. Sie wurden im Juli 1942 nach Theresienstadt verschleppt und ermordet. Sie wurden beide 72 Jahre alt.

Am 26. März 1942 wurde Paula Meyerstein zusammen mit ihrem Mann und zwei ihrer Söhne Ludwig und Georg, die zu der Zeit erst 22 und 14 Jahre alt waren, über das Sammellager Hannover-Ahlem weiter ins Warschauer Ghetto deportiert. Ihrem 18-jährigen Sohn Erich war mit nur 15 Jahren die Flucht nach England gelungen. Auch seine Schwester Hertha überlebte den nationalsozialistischen Terror. Die Schwestern Else und Frieda Reichmann, die einige Jahre in der Oberen-Masch-Str. 10A und der Unteren Masch-Str. 23 gewohnt hatten, wurden an diesem Tag ebenfalls deportiert und anschließend ermordet. Die Familie Reichmann war 1912 in das Haus Nr. 23 gezogen, das sich bis 1935 in ihrem Besitz befunden hatte. Die Reichmann Schwestern, Paula Meyerstein und die über hundert weiteren Jüd*innen, die am 26. März 1942 aus Göttingen deportiert wurden, starben entweder in Warschau oder wurden mit den anderen Überlebenden des Ghettos in den Vernichtungslagern ermordet.

[…] Die Geschichte des Viertels ist verwoben mit dem Heute. Wir sind Teil der Geschichte und finden uns in einer Zeit wieder, die auch von Kriegen, Gewalt gegen Frauen und Transpersonen, dem Erstarken rechtsextremer Kräfte und ökologischen Krisen geprägt ist. Die Erscheinungsformen faschistischer und nationalistischer Ideologien wandeln sich, tragen aber doch den gleichen Kern. Dies zeigt, wie wichtig eine aktive Form des Erinnerns und Gedenkens ist, verbunden mit einem aufmerksamen Blick auf die Gegenwart und Zukunft. Selbstverwaltete Organisationen und Projekte im Maschviertel, wie die OM10, zeigen mit ihrer kontinuierlichen, antifaschistischen Praxis, wie aktives Gedenken aussehen kann. Auch starke Nachbarschaften, in welchen Nachbar*innen einander kennen, sich unterstützen, und gemeinsam gegen Gewalt handeln, bieten die Grundlage für eine vielfältige und selbstorganisierte Gesellschaft.”

Nein zu nationalistischer Hetze der FDP-Ratsfraktion – Anfrage an den Rat muss zurückgewiesen werden!

Die FDP-Ratsfraktion hat für die Ratssitzung am Freitag, 13.09.24, aus Anlass der Messerattacke in Solingen eine Anfrage gestellt, die pauschal nach der Anzahl von in Göttingen lebenden „ausländischen Personen“ fragt. im Weiteren zielt sie explizit darauf ab, dass von ihnen bisher nicht genügend abgeschoben wurden. Die FDP-Ratsfraktion stellt damit alle Menschen unter Generalverdacht, die keinen deutschen Pass haben, und reiht sich mit dieser Stigmatisierung in eine enthemmte nationalistische Hetze der letzten Wochen ein.

„Wir sehen hier die plumpe Stimmungsmache für eine Legitimierung fortschreitender Entrechtung eines Teils der Bevölkerung. Elementare Grundrechte und auch das Recht auf Asyl werden infrage gestellt. Denn was möchte die FDP mit den Antworten machen? Das lässt sie bewusst unklar und das ist der Punkt, an dem die Anfrage zur Hetze wird.,“ stellt Lisa Klapproth aus dem Hausprojekt OM10 fest. „Wir müssen uns klarwerden, worauf es ankommt. Menschen in Göttingen ringen darum, hier Sicherheit und Zugehörigkeit zu finden und kulturelle Vielfalt als eine Grundlage unserer Gesellschaft zu stärken. Wir haben große Aufgaben vor uns, unsere Gesellschaft gegen nationalistische Mentalität, Hass und Menschenverachtung sowie diskriminierende und gewaltvolle Alltagspraxis quer durch die Gesellschaft zu verteidigen.“

„Hier werden pauschal alle Menschen, die aus anderen Ländern kommen, zu Sündenböcken einer Integrationspolitik gemacht, die auf der einen Seite auch dieses Jahr eine Interkulturelle Woche begeht und auf der anderen Seite den von der AFD angeführten rassistischen Diskurs vorantreibt“, so Dominik Huber als Bewohner der OM10. „Anstatt nun erneut Menschen ohne deutschen Pass zu verunsichern und rundweg zu kriminalisieren, sollten doch Fragen gestellt werden wie: Wie viele Unterstützungsangebote wurden in den letzten Jahren eingestellt? Wie viele Gelder für Deutschkurse wurden gestrichen? Wie viele Menschen werden aufgrund ihres Aufenthaltsstatus in menschenunwürdige Unterkünfte gepfercht und wie vielen wurde nachbarschaftliches Wohnen verwehrt? Wie viele Menschen ohne deutschen Pass wurden in den letzten Jahren in die Wohnungslosigkeit geschickt? Wie viele Möglichkeiten der Arbeitsaufnahme wurden verhindert?“ Huber betont: „Uns ist es wichtig, uns hier zu verhalten. Und wir erwarten von den anderen Parteien, eine Hetze, die so bisher vor allem von der AFD bekannt ist, nicht mitzutragen und die Anfrage zurückzuweisen!“

Göttingen, 12.09.24
Das OM10-Plenum

United we stand against oppression & executions

1979 stürzte ein Aufstand der iranischen Massen das despotische Schah-Regime, das von Nato-Mächten unterstützt wurde um im Nahen Osten weitere Aufstände zu bekämpfen. Viele Iranerinnen hatten Hoffnung auf ein besseres Leben ohne Diktatur, Ausbeutung und Repression. Doch kurz darauf etablierte sich das islamische Regime an der Macht, indem es ‎in Form einer ‎Konterrevolution alle sozialen Errungenschaften der Bewegungen der Revolution vernichtete. ‎ ‎ Es sind 45 Jahren vergangen. Hinrichtungen, Verhaftungen, Verschleppung und Massaker gehören zum Tagesgeschäft der Islamischen Republik Iran. Die Massaker betreffen und betrafen vor allem das kurdischen, arabische, und belutschiche Volk, als auch die politischen Gefangenen im Jahr 1988. Alle Acht Stunden wird ein Mensch im Iran hingerichtet. Egal welche Figur die Macht im Gottesstaat übernimmt; ob Präsident Peseschkian, Rohani, Ahmadinejad oder Jalili: mehrere politische Gefangene und Gesinnungsgefangene erwarten die Vollstreckung des Todesurteils. Und dennoch werden wir Zeuginnen, wie diese Gefangenen trotz Folter und Hinrichtungsgefahr in den mit­tel­al­ter­li­chen Gefängnissen des Regimes Widerstand leis­ten.

Seit dem 25.Januar diesen Jahres treten jeden Dienstag 61 gefangene Frauen* im berüchtigten Evin-Gefängnis gemeinsam in den Hungerstreik ein, um ihre Solidarität mit weiteren von Hinrichtungen bedrohten Gefangenen auszudrücken. Viele Gefangene haben sich in 18 Gefängnissen der Kampagne „Dienstags Nein zur Hinrichtung“ angeschlossen, um sich mit anderen Gefangenen im ganzen Land zu solidarisieren.

Wir wollen uns genauer anschauen wie weltweit, also auch im Iran als Teil globaler kapitalistischer Systeme, Krieg und Militarisierung andauernd als Mittel eingesetzt wird, um jegliche emanzipatorische soziale Basis-Organisierung zu zerschlagen. Dies begünstigt, sich dem Diktat und den Bedingungen der imperialen Institutionen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank zu unterwerfen. Deren Politik ist, die dort lebende Bevölkerung und deren Freiheitsbewegungen vernichten bzw verarmen zu lassen.
In der Veranstaltung geht uns um weniger um reine Wissensvermittlung, sondern wir wollen die Diskussion eher praktisch halten und uns tiefer mit den Themen beschäftigen:

Was können wir lernen? Welche Erfahrungen möchten wir weiter geben? Wie sieht unsere Praxis in Bezug auf politische Gefangene und Repression aus? Wie könnte eine Vernetzung politischer Bewegungen aus dem Iran und Deutschland aussehen?

Die Veranstaltung ist auf deutsch, Übersetzung auf englisch und farsi ist möglich.
Veranstaltet von AK Asyl, Solinetzwerk Iran-Sudan, OM10

10 Jahre Genozid und Feminizid an den Ezid*innen – 10 Jahre Selbstverteidigung und Wiederaufbau

Wir vergessen nicht und wir lassen nicht vergessen!

Am 3. August jährt sich der Feminizid und Genozid an den Ezid*innen durch den IS im Şengal zum zehnten Mal. Seitdem hat die Bevölkerung im Şengal – und dabei vor allem die Frauen – die Selbstverteidigung der Gesellschaft und ihren Wiederaufbau selbst in die Hand genommen, denn von der internationalen Staatengemeinschaft fehlt jegliche Unterstützung. Ganz im Gegenteil: Aktuell finden neue Angriffe durch das türkische Militär auf die Gebiete der Ezid*innen statt.

Gemeinsam mit euch wollen wir besser verstehen, was 2014 passiert ist und dabei vor allem über die erlebte Gewalt und von dem daraus entstehenden Widerstand der Frauen lernen.

Unsere beiden Veranstaltungen beziehen sich auf die von der ezidischen Frauenbefreiungsbewegung TAJÊ (Tevgera Azadiya Jînên Êzidî) initiierte Kampagne „Gegen Femizide – Seid die Stimme der Selbstverteidigung“. Unter dem Motto „10 Jahre Genozid und Feminizid – 10 Jahre Selbstverteidigung und Wiederaufbau“ laden wir euch herzlich ein am Samstag den 03.08. 13-15 Uhr zur Mahnwache und Ausstellung am Gänseliesel.

Am Sonntag den 04.08. laden wir euch ein mit uns gemeinsam den Dokumentarfilm „Briefe aus Şengal“ (ku. Nameyên ji Şengalê) zu schauen. Start ist 19 Uhr in der Obere-Masch-Straße 10. Nach dem Film wollen wir uns gemeinsam austauschen. Die Veranstaltungen sind offen für alle Menschen.

Women Defend Rojava, Defend Kurdistan, AK Asyl

Sudan – Krieg gegen soziale Bewegungen

Veranstaltung mit zwei Aktivist*innen aus Sudan
Montag, 29. Juli, um 18.00 Uhr, Saal

Der seit April 2023 andauernde Krieg im Sudan erhält vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit in der westlichen Öffentlichkeit. Dabei erreicht die humanitäre Katastrophe unermessliche Ausmaße: Hungersterben, Massentötungen, Massenvertreibungen, und sexualisierte Gewalt sind an der Tagesordnung. In West Darfur droht ein Genozid durch die Paramilitärs. Die Zivilgesellschaft und die Nachbarschaftskomitees, die es geschafft hatten, Diktator El Bashir zu stürzen und unermüdlich eine demokratische Zivilherrschaft forderten, waren die ersten Ziele der beiden Kriegsparteien Armee und Paramilitärs. Alles, was der Volksaufstand und die Revolution geschaffen hatten, sollte vernichtet werden.
Für linke Graswurzelbewegungen ist die Revolution im Sudan wichtiger Bezugspunkt und Inspirationsquelle (gewesen). Gerade die Nachbarschaftskomitees und die zentrale Rolle der Frauenbewegung hatten eine Organisierung von unten geschaffen, die ihresgleichen sucht. In diesem „Bürgerkrieg“ werden gerade diese Strukturen zerstört. Dieser Bürgerkrieg wird auch noch von den verschiedensten Staaten befeuert, egal ob Russland, China, Saudi-Arabien oder die EU – sie alle verfolgen ihre eigenen Interessen in diesem Krieg, nur nicht die Interessen der Bevölkerung. Die Zahl der Vertriebenen hat mittlerweile 8 Millionen Menschen überschritten. Rund 1,8 Millionen von ihnen sind über die Grenzen in die Nachbarländer geflohen, der größte Teil in den Tschad, wo sie nicht einmal mit dem Nötigsten versorgt werden können. Der Weg nach Ägypten ist gefährlich und teuer. Erst Anfang Juni sind 50 Menschen bei 50 Grad Celsius auf diesem Weg gestorben. Schutz in Ägypten gibt es auch nicht wirklich, sie werden einfach in den Sudan zurück abgeschoben. Vorher werden sie noch in einem Netz geheimer Militärgefängnisse inhaftiert. Für die Abschiebung müssen sie selber bezahlen, sonst bleiben sie in diesen Gefängnissen verschwunden. Dank der EU-Gelder für das sog. Migrationsabkommen, werden diese Pushbacks weiter zunehmen.
Die Aktivist*innen werden über die Beziehung zwischen Revolution und Krieg sprechen, über die Perspektiven für einen gerechten Frieden im Sudan und darüber, was internationale Solidarität bedeuten kann, speziell von Deutschland aus.

Veranstaltet von AK Asyl

Hafenarbeiter*innen gegen Waffentransporte

Am Sonntag, den 16. Juni, spricht Josè Nivoi vom autonomen Hafenarbeiter_innenkollektiv C.A.L.P. Genua über die Streiks und Aktionen, mit denen Arbeiter_innen seit 2019 immer wieder den Umschlag von Rüstungsgütern im Hafen von Genua blockierten. Sie unterbrechen damit direkt die Waffenexporte in Kriegsgebiete wie Jemen, Libyen oder Palästina und stellen sich in die antifaschistische Tradition der Stadt, die sich im zweiten Weltkrieg eigenständig vom Faschismus Mussolinis befreite. Während die deutsche Regierung sich aktiv am israelischen Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung beteiligt und gleichzeitig Protest dagegen gewaltsam unterdrückt, ist an vielen Orten weltweit eine starke Bewegung gegen Völkermord, Aufrüstung und Krieg erkennbar.
Die Veranstaltung soll einen Raum öffnen, um ausgehend von einem konkreten Beispiel die Voraussetzungen und Möglichkeiten von PRAKTISCHEM Widerstand gegen Militarisierung und Kriege zu diskutieren.
Gegen die Logik des Krieges!
Die Veranstaltung findet auf italienisch mit deutscher und englischer Übersetzung statt.
Sonntag, 16. Juni 2024, 17 Uhr
OM10 – Obere Masch Str. 10, 37073 Göttingen
veranstaltet von: AK Asyl Göttingen; Bündnis gegen die Logik des Krieges Göttingen; Rheinmetall entwaffnen Göttingen; OM10

Gedenkkundgebung für Waala – Ni una menos!

In der Nacht vom 04.05 auf den 05.05 wurde eine Frau von ihrem Mann ermordet (https://archive.ph/1ATmk). Er war bereits polizeibekannt. Ein Leben wurde genommen, welches mit unser aller Leben zusammen hängt und vier Kinder bleiben ohne Mutter zurück. Wir treffen uns zu einer Gedenk-Kundgebung am Mittwoch, den 08.05, um 18:00 am Gänseliesel. Lasst uns unsere Wut und Trauer gemeinsam auf die Straße bringen!

Lasst uns Widerstand zeigen!
Ni una menos!  Keine mehr!

Die unendliche Geschichte – Widerstand von unten!

Seit dem 02.04.2024 hängt an der omzewand das Wimmelbild “Die unendliche Geschichte” der Initiative Demokratischer Konföderalismus.

Das Wimmelbild ist im Rahmen einer langjährigen Forschung im bundesweiten Netzwerk “Initiatve Widerstand und Geschichte” über unsere Geschichte entstanden. Ziel war es, die herrschaftliche Geschichtsschreibung zu hinterfragen und die Widerstandsgeschichte der Gesellschaft, jenseits von Staat und Macht, sichtbar zu machen. Ausgangspunkt war die Frage, wie wir für die Probleme mit denen wir heute als Gesellschaften weltweit konfrontiert sind, Lösungen finden können.

In dem Wimmelbild sind zwei Flüssen dargestellt (der herrschaftliche und der demokratisch/widerständige Fluss) an denen zahlreichen Ereignisse, Personen, Bewegungen und Entwicklungen abgebildet sind.
In einem Workshop Anfang April wird ein besonderes Augenmerk auf die Geschichte und Kämpfe von Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter gelegt. Dabei ist die Hexenverfolgung ein Schlüsselpunkt. Kontakt: goettingen@i-dk.org