In das Haus in der Oberen Maschstraße 10 (OM10) in Göttingen, das am 5. November von Aktivist_innen besetzt wurde, ist heute die erste Person eingezogen. Die von den Besetzer_innen geforderte Schaffung von Wohnraum nimmt mit einer Wohneinheit konkrete Formen an. Zugleich hat sich das Haus als wichtiges Zentrum für Geflüchtete und antirassistische Unterstützungsangebote etabliert.
Der junge Mann, der nach seiner Flucht zunächst in einer Massenunterkunft im Landkreis Göttingen leben musste, feierte mit Freund_innen und Besetzer_innen seinen Einzug in die OM10. An die Stelle der entwürdigenden Unterbringung im Sammellager tritt für ihn nun das Leben im eigenen Zimmer. Die Bedingungen im besetzten Haus sind zwar teilweise noch provisorisch, entwickeln sich aber rasch weiter: Durch Renovierungsarbeiten steht eine bezugsfertige Wohneinheit mit drei Zimmern, Küche und Bad kurz vor der Fertigstellung.
Die Fortschritte in der OM10 zeigen, dass eine sofortige Nutzbarmachung von leerstehendem Wohnraum möglich ist. Ein Besetzer erklärte dazu: „Die Wohnungsnot besteht ganz akut und der Winter steht vor der Tür. Deshalb handeln wir jetzt und führen die notwendigen Instandsetzungsarbeiten durch. Von der Stadt Göttingen und dem DGB erwarten wir, dass sie den Handlungsdruck anerkennen sowie Renovierungen und Ausstattung finanziell unterstützen. Darüber hinaus muss die Stadt endlich konsequent gegen den Leerstand anderer Gebäude vorgehen.“
Nach zwei Wochen Besetzung ist die OM10 zu einem etablierten Zentrum für Geflüchtete und Menschen, die sich sozial engagieren wollen, geworden. Immer wieder übernachten Geflüchtete, die am Göttinger Bahnhof gestrandet sind, im Haus. Eine Familie aus dem Irak blieb gleich acht Tage und erholte sich mit ihren drei Töchtern von den Strapazen der Flucht, bevor sie zu Verwandten in Dänemark weiterreiste.
Zur Zeit wird eine Fluchthilfegruppe gegründet, um die Unterstützung Geflüchteter weiter zu verbessern. Darüber hinaus gestalten viele Aktive im Saal der OM10 ein attraktives kulturelles Programm mit Konzerten, Vorträgen oder Theateraufführungen. So kommt immer mehr Leben in das Haus und der Unterstützer_innenkreis wächst kontinuierlich.