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Stadt will an Lager Siekhöhe festhalten – Widerstand notwendig

Die Ankündigung, dass die Siekhöhe zum Jahresende endlich geschlossen wird und Göttingen das düstere Kapitel der Unterbringung von Geflüchteten in einem Lager am Stadtrand unter gesundheitsschädlichen und ausgrenzenden Bedingungen beendet, war nur ein Trick. Im Hintergrund haben die Sozialdezernentin mit ihrer Verwaltung, Parteien im Stadtrat und das DRK immer an einem Weiterbetrieb gearbeitet: Naheliegende Alternativen wurden abgeschafft (Schließung geeigneterer Unterkünfte) oder stillschweigend nicht ergriffen (Schaffung von Wohnraum durch Nutzung von Leerstand oder Neubau).

Am Donnerstag, 12.04.18, wurde im Sozialausschuss ein Antrag der Verwaltung  eingebracht, den Betrieb der Massenunterkunft Siekhöhe zu verlängern. Was nicht nur ein offensichtlicher Wortbruch ist, sondern auch bitterer Zynismus vor dem Hintergrund von Integrationsgerede, ist schlicht gezielte Gewalt gegen Menschen und Nährboden für Rassismus. In der Debatte der PolitikerInnen wurde die Option eines unbestimmten Weiterbetriebs der Siekhöhe als “Dilemma” und “unvermeidbar” hingestellt. Dass das Lager Siekhöhe von vornherein ein politischer und humanitärer Fehler war, ist einigen wenigen PolitikerInnen immerhin mittlerweile bewusst. Eine deutliche Bereitschaft, diesen Fehler jetzt zu korrigieren, gibt es bisher nicht. Aufgrund der Proteste im letzten Jahr wurde im Sozialausschuss zumindest weiterer Beratungsbedarf angemeldet: Über den Antrag wird nun erst in der nächsten Sitzung Mitte Mai abgestimmt.

Gerne verweisen wir auf die Pressemitteilung des Refugee Network vom 10.04.18.

Das Gegenteil von Grau (Film, 90min-Doku, deutsch/OmeU), mit den Filmemacher*innen.

Brachflächen, Leerstand, Anonymität, Stillstand – nicht alle zwischen Dortmund und Duisburg wollen sich damit abfinden. Im Gegenteil. Immer mehr Menschen entdecken Möglichkeiten und greifen in den städtischen Alltag ein. Ein Wohnzimmer mitten auf der Straße, Nachbarschaft, Gemeinschaftsgärten. Stadtteilläden, Repair Cafés und Mieter*inneninitiativen entstehen in den Nischen der Städte – unabhängig, selbstbestimmt und gemeinsam.
Das Gegenteil von Grau zeigt unterschiedliche Gruppen, die praktische Utopien und Freiräume leben und für ein solidarisches und ökologisches Miteinander im urbanen Raum kämpfen.

Ein Dokumentarfilm von Matthias Coers und Recht auf Stadt Ruhr
=> http://gegenteilgrau.de/film/

Die Filmemacher*innen sind anwesend, nach dem Film gibt es Gespräch und Diskussion.
Eine Veranstaltung von Schöner Leben Göttingen

Start Time: 20:30
Date: 2018-03-16

Neujahrsempfang 2018 der OM10

Nun bereits zum dritten Mal haben wir Unterstützer*innen und Helfer*innen der OM10 zu einem  Neujahrsempfang eingeladen. Während am 21. Januar draußen tatsächlich etwas Schnee lag, haben wir es uns drinnen gut gehen lassen: Zur Begrüßung alkfreien Sekt und O-Saft, viele Begegnungen und Gespräche, Live Musik (Oud), Vorstellung der Gruppen und Projekte, die in der OM10 Räume haben (Supporters Crew 05, Refugee Network, Projekt Anonymer Krankenschein, Falken) oder die sich in der OM10 treffen (u.a. Bürger*innenforum Waageplatz-Viertel, FAU, Frauen treffen Frauen). Und dann wurde endlich das Buffet eröffnet 🙂 Eine Führung über die Baustelle gab es auch. Wir fanden es wunderbar, dass so viele Menschen, die etwas mit der OM10 verbindet und die sich an verschiedenen Stellen ganz praktisch mit Geflüchteten solidarisieren und gegen Leerstand kämpfen, gekommen sind. Ganz viele hatten aber auch leider keine Zeit und mussten absagen. Na, vielleicht dann nächstes Jahr?

Alle Fotos sind von Klaus Peter Wittemann.

Wir unterstützen den Göttinger Appell “Bürger*asyl Jetzt!”

Am 20.01.18 ist im Göttinger Tageblatt eine große Anzeige erschienen. Darin sind zahlreiche Einrichtungen und Einzelpersonen aufgeführt, die als Erstunterzeichner*innen den Göttinger Appell “Bürger*asyl Jetzt!” unterstützen. Wir sind mit der OM10 dabei. Denn die Abschiebung von zu uns geflüchteten Menschen, die durch Parteien, Politik und Behörden verantwortet und durchgeführt werden, erleben wir als unerträglich: sei es in Kriegsgebiete wie nach Afghanistan, in Fluchtländer wie Marokko, Kosovo, Türkei oder in Lager wie in Griechenland oder Italien. Menschen, die von Abschiebung bedroht sind, brauchen Schutz, um ihre Perspektive in Deutschland zu entwickeln. Da die Kirchenasyle ausgelastet sind, ist es an der Zeit, Bürger*asyle einzurichten. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Bürger*asyle konkret zu unterstützen. Der Göttinger Appell ist ein erster und wichtiger Schritt, diese neue Praxis des Zivilen Ungehorsams bekannt zu machen und für die Idee zu werben.

Werdet aktiv! Wenn Ihr Fragen habt, Angebote, wie Ihr Euch einbringen könnt, oder einfach auf dem Laufenden bleiben wollt, schaut hier:
http://buerger-innen-asyl-goettingen.info/

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Göttinger Appell “Bürger*asyl Jetzt!”

An den Außengrenzen Europas landen weiterhin täglich Flüchtlinge. Nur noch wenige schaffen den Weg bis in unsere Kommunen. Die meisten werden in den Ländern am Rande Europas festgehalten.
Dennoch werden Geflüchtete, die schon in unseren Städten und Gemeinden angekommen sind, dorthin zurückgeschoben. Denn nach den sogenannten Dublin-Regelungen droht ihnen eine Abschiebung in das Land, das sie in Europa zuerst betreten haben.
Wir meinen, dass wir uns in der Mitte Europas der Verantwortung für die ankommenden Flüchtlinge nicht entziehen können. Diejenigen, die bereits in unseren Kommunen wohnen, sollten hier Sicherheit und Perspektive finden.
Schutzräume können das möglich machen. In Kirchenasylen fanden im vergangenen Jahr 1800 Geflüchtete Schutz. Die meisten erhielten so eine Chance, ihr Asylverfahren in Deutschland abzuschließen. Manche wurden vor einer Abschiebung nach Afghanistan bewahrt. Doch diese Räume reichen nicht aus.

Deshalb wollen wir Bürger*asyle aufbauen. Um Flüchtlingen in unseren Kommunen Zukunft statt Abschiebung anzubieten. Wir Unterzeichnenden rufen dazu auf

• sich zivilgesellschaftlich an die Seite der Kirchengemeinden zu stellen, die Kirchenasyl anbieten
• mit Engagement, Geld, Wohnung oder Zeit Bürger*asyle für Geflüchtete zu unterstützen
• Flüchtlinge vorübergehend in Bürger*asylen aufzunehmen

Stadt und Landkreis rufen wir auf, Bürger*iasyle als Schutzräume zu respektieren. Der Rat der Stadt Göttingen hat sich im vergangenen Jahr in einem Ratsbeschluss für eine vielfältige, weltoffene und tolerante Stadt ausgesprochen. Mit Bürger*asylen wollen wir diese Entwicklung konkretisieren.
Für eine solidarische Stadt!

PM, Göttingen, 05.12.17: Hausdurchsuchungen in zwei Häusern mit Verletzten

Der deutsche Staat, seine Justiz und Polizei zeigen sich mal wieder von ihrer besten  Seite: Bundesweit haben heute im Morgengrauen Razzien in circa 24 “Objekten”, also Wohnungen, Häusern und linken Zentren stattgefunden. In Göttingen wurden außerdem das Büro eines Abgeordneten und auch sein privater PKW durchsucht. Zu allem Überfluss sind Menschen im Zuge der Durchsuchungen unnötigerweise verletzt worden.

Dieser Versuch der staatlichen Repressionsbehörden, legitimen Protest zu kriminalisieren und Betroffene unter Druck zu setzen, dient vor allem der Polizei Hamburg. Diese will das unverhältnismäßig brutale Vorgehen der Beamten in Hamburg legitimieren und den lachhaften Prozess gegen Fabio mit der Aufdeckung eines bundesweiten “Netzwerkes” begründen. So zu tun, als hätte die Polizei es in Hamburg mit terroristischen Vereinigungen zu tun, ist genauso idiotisch, wie linke Häuser zu durchsuchen – während über 500 rechtsextreme Gewalttäter offiziell als untergetaucht gelten.

Wir, als linkes Hausprojekt aber auch als G20-GegnerInnen, verurteilen den Angriff auf unsere GenossInnen. Es stellt sich also doppelt die Frage der  Verhältnismäßigkeit, wenn Familien morgens um sechs Uhr beim Frühstück überfallen werden, trotz vorhandenem Schlüssel lieber ein Rammbock eingesetzt wird und damit Menschen verletzt werden, sowie das Büro eines explizit nicht in Hamburg gewesenen Kreistagsabgeordneten durchsucht wird: all das finden wir – schlicht gesagt – zum Kotzen!

Wir werden immer wieder auf die Straße gehen, wenn es, so wie gegen die G20-Schweinereinen, richtig und wichtig ist.
Wir hoffen, dass sich alle Betroffenen bald auch von diesem Polizeieinsatz erholen können.
Unsere Solidarität gegen ihre Repression!

Erfahrungen mit Bürger*asylen in Hanau, Darmstadt, Frankfurt – mit Aktivist*innen und RA C. Deery

Die KollegInnen aus Hanau waren bundesweit die ersten, die mit dem Hanauer Appell speziell für Afghanische Geflüchtete an die Öffentlichkeit gegangen sind. Ihrer Initiative haben sich im Rhein-Main-Gebiet inzwischen weitere Städte angeschlossen, die Ausstrahlung ins Bundesgebiet ist groß. Mit ihnen wollen wir an diesem Abend über praktisch Fragen des Bürger*asyls und Bausteine in der Kampagnenarbeit sprechen. Die RA’in Claire Deery wird uns an diesem Abend zudem in rechtlichen Fragen zur Verfügung stehen.

Veranstaltung der Göttinger Initiative “Bürger*innen-Asyl Jetzt!”
=> http://buerger-innen-asyl-goettingen.info/
Start Time: 19:30
Date: 2017-12-06

Geburtstag! Wir feiern zwei Jahre OM10!

Am 5. November 2015 hatten wir das jahrelang leerstehende ehem. DGB-Haus besetzt, um unmittelbar Wohnraum für Geflüchtete und andere Wohnungssuchende zu schaffen. Wir haben mit großer Unterstützung direkt mit der Instandsetzung und Nutzung der Räume begonnen. Heute ist die Perspektive der OM10 gesichert, wir sind mitten in der Bauphase, machen aus Büroetagen gerade schöne WGs und das Haus ist mit Bewohner*innen, Gruppen, Veranstaltungen, Treffen, Projekten und so vielem mehr bestens genutzt. Ein großes Stück Weg liegt mit der Sanierung noch vor uns. Doch…

Jetzt feiern wir und laden herzlich zu unserem Geburtstagsprogramm ein:

Fr 20.10.17 16 Uhr | Erzählcafé – zwei Jahre OM10
Fr 27.10.17 17 Uhr | OM10-Geburtstagsbuffet für Frauen* (mit Fotoausstellung der Gruppe “Frauen treffen Frauen”)
Mo 30.10.17 20 Uhr | burn the system – Feuertonne vor der OM10
Di 31.10.17 17 Uhr | MachtDruck – Siebdruck und Café
Fr 03.11.17 19 Uhr | Es ist uns keine Ehre – Solidarisches Ehrenamt zwischen Widerstand und Systemstabilisierung (mit Elène Misbach, Medibüro Berlin)

Protest gegen Abschiebung bei Buntem Fest – für die sofortige Wiedereinreise von Genet B.

Am Samstag, 5.8.17, feierte sich das Bunte Göttingen mit einem städtischen Fest für Toleranz und Demokratie. Wenige Tage zuvor wurde auf widerliche Weise Genet B. von der Polizei morgens mit einem Schlüssel der Verwaltung aus ihrem Schlafzimmer in der Unterkunft Europaallee geholt  – und abgeschoben. Rund zwanzig Freund*innen und Unterstützer*innen gingen aus diesem Grund mit Transparenten auf und vor die Bühne am Alten Rathaus und berichteten von dem brutalen Vorgehen der ach so bunten Göttinger  Behörden. Als der Rednerin seitens der Veranstalter das Mikro abgedreht wurde, konnte sie dennoch weitersprechen – über einen mitgebrachten Lautsprecher: Abschiebungen verhindern – Genet B. muss wiedereinreisen! Das Publikum applaudierte solidarisch und skandierte spontan Parolen gegen das rassistische System.

Hier der vollständige Redebeitrag Genet.