Die Besetzung wird von einer große Gruppe von Menschen (30 bis 50) aus unterschiedlichen Spektren getragen. Viel Betrieb ist auch immer vor dem Haus, wo ein Infostand über das Projekt informiert. In der Nacht zu heute haben Aktivist*innen die erste Nacht in dem Haus verbracht.
Hintergrund der Besetzung
Das Gebäude hat eine Geschichte: es wurde in den 50er Jahren auf dem Grundstück der ehemaligen Göttinger Synagoge gebaut. Nachdem die Synagoge im Nazifaschismus zerstört wurde, konnte die jüdische Gemeinde dieses Gelände nicht mehr halten. Deshalb wurde es dem DGB als einer Opfergruppe des Nationalsozialismus vermacht.
Durch die Besetzung soll auch ein Kontrast zur aktuellen Politik und die Situation von Geflüchteten aufgezeigt werden: Deren Unterbringung in Turnhallen, Baumärkten – oder Massenbelegungen wie zum Beispiel in der Voigtschule, wo Menschen zu siebt in einem Zimmer schlafen.
Gespräche mit DGB und Verwertungsgesellschaft
Derzeit müssen die Besetzer*innen nicht befürchten geräumt zu werden und es liegt augenscheinlich keine Anzeige gegen sie vor. Gespräche mit DGB und der VTG des DGB über die zukünftige Situation/den zukünftigen Umgang mit dem Gebäude wurden bereits begonnen. Die Stadt Göttingen wurde ebenfalls kontaktiert, allerdings bisher ohne Rückmeldung. Die örtlichen verdi- und DGB-Verbände sehen die Aktion überwiegend positiv. In verbandsinternen Strukturen sprechen sich Mitglieder gegen eine Räumung aus. So empfiehlt Sebastian Wertmüller (Geschäftsführer Bezirk Region Niedersachsen Süd/Ost) dem DGB Verhandlungen und bezeichnet die Situation als “Chance” für die weitere Nutzung des seit so langer Zeit leerstehenden Gebäudes.
Schon seit Jahren wird beobachtet, dass das Gebäude leer steht und die VTG sich regelmäßig in letzter Minute aus den Verhandlungen rausgezogen hat. Von einem Mitglied der verdi-Ortsgruppe wurde angemerkt, dass es der Besetzung zu verdanken sei, wenn jetzt endlich eine Nutzung des Gebäudes angestoßen würde.
Feedback
Positive Rückmeldungen und Soli-Statements gibt es auch von verschiedenen Gruppen wie der Wähler/innengemeinschaft Göttinger Linke, Piratenpartei Göttingen, der Grünen Jugend, der Göttinger Wohnrauminitiative oder der Basisdemokratischen Linken. Vor Ort sind Möbel und Getränke von Nachbar*innen vorbeigebracht worden, es gibt auch Freifunk-Angebote. Auch überregionales Interesse wird uns entgegengebracht. Z.B. wird aus Freiburg berichtet, dass der DGB dort gerade aus seinem Büro auszieht und auch hier die Forderung gestellt wird, die leer werdenden Räume für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.
Wohnen bereits Geflüchtete in der OM10?
Eine Gruppe Geflüchteter auf der Durchreise übernachtete bereits am ersten Abend spontan im Haus und konnte bei dieser Gelegenheit auch andere wichtige Unterstützung erfahren. Eine reguläre Nutzung und Einzug von Geflüchteten wird allerdings erst dann möglich, wenn der rechtliche Status und die längerfristigen Perspektiven gesichert sind.