„Our House OM 10“ kritisiert Pläne der Stadt Göttingen für dauerhafte Lagerunterbringung

Das Göttinger Projekt „Our House OM 10“ kritisiert, dass die Stadt bei der Unterbringung von Geflüchteten offenbar auf eine dauerhafte Lagerunterbringung auf der Siekhöhe setzt. Die Initiative reagiert damit auf die in der letzten Woche verkündeten Planungen der Stadtverwaltung, den Bau von anderen Unterkünften bis auf Weiteres einzustellen. Auch die jüngsten Äußerungen des Leiters der Unterkunft Siekhöhe werden von Our House scharf zurückgewiesen.

Die Stadt Göttingen hat kürzlich erklärt, angesichts einer sinkenden Zahl von neu ankommenden Geflüchteten den geplanten Bau einer Unterkunft am Rodeweg nicht durchzuführen. Ganz bewusst wird damit darauf verzichtet, die Bedingungen für Geflüchtete zu verbessern. Stattdessen werden Betroffene vermehrt in die ehemalige Lagerhalle auf der Siekhöhe eingewiesen. Entgegen anders lautender Berichte ist die Situation dort nach wie vor miserabel. Aufgrund der baulichen Eigenschaften und der räumlichen Lage dieses Lagers sind auch zukünftig keine nennenswerten Verbesserungen zu erwarten. Bei Besuchen erzählten uns Bewohner_innen von ihrer großen Unzufriedenheit mit den dortigen Lebensbedingungen. Wir selbst litten aufgrund der Beleuchtung und des Lärmpegels in der Halle bereits nach wenigen Stunden unter Kopfschmerzen.

Jüngste Äußerungen Pascal Comtes, der das Lager für das Deutsche Rote Kreuz leitet, zeugen von unverschämter Ignoranz. Comte hatte gegenüber dem Göttinger Tageblatt erklärt, die Situation auf der Siekhöhe habe sich „eingeruckelt“ und sei positiv. Das Ziel seiner Arbeit sei es nun, „die Bewohner zur Selbstständigkeit zu erziehen“. Wer erwachsenen Menschen, die eine tausende Kilometer lange Flucht bewältigt haben, auf diese Weise die Mündigkeit abspricht und sie zu Objekten der Erziehung degradiert, offenbart ein zutiefst koloniales Bewusstsein. Qualifizierte Einschätzungen zu den Lebensbedingungen der Bewohner_innen der Unterkunft sind von solchen Personen jedenfalls nicht zu erwarten. Hinzu kommt, dass das DRK als Betreibergesellschaft auch ein finanzielles Interesse daran hat, die Situation zu beschönigen und eine dauerhafte Belegung des Lagers auf der Siekhöhe zu fördern.

Wir fordern, in Göttingen endlich würdige Lebens- und Wohnbedingungen für Geflüchtete zu schaffen. Während zuerst der starke Zuzug von Geflüchteten als Ausrede dafür herhalten musste, dass Massenunterkünfte unumgänglich seien, wird nun ausgerechnet mit Verweis auf den Rückgang der Geflüchtetenzahlen die menschenunwürdige Unterbringungssituation festgeschrieben und explizit auf den Bau adäquaterer Gebäude verzichtet. Stattdessen muss die Stadt dafür sorgen, dass sowohl für alle Geflüchteten als auch für andere Wohnungssuchende Wohnungen mit üblichem Wohnstandard gebaut oder durch die Nutzung von Leerstand zugänglich gemacht werden. Die Massenunterkunft Siekhöhe ist unzumutbar und muss weg.