Solierklärung zum Orgateam der Flüchtlingshilfe ehemalige Voigtschule und zu den hier untergerbrachten Geflüchteten

Wir erklären uns solidarisch mit den Freiwilligen, die seit Einrichtung der Ehemaligen Voigtrealschule als Flüchtlingsunterkunft trotz widrigster Umstände selbstorganisiert ein beachtliches Betreuungs-, Beratungs- und Integrationsangebot aufgebaut haben. Sie schließen hier eine Lücke, die von Seiten des Staates und der Stadt trotz Verpflichtung nicht im Ansatz gefüllt wird. Ehrenamtliches Engagement ist solange gern gesehen und die Helfer*innen werden hofiert, wie sie die Nachlässigkeit der öffentlichen Hand abpuffern. Sobald sie eigene Vorstellungen entwickeln und selbstverantwortlich handeln, kommt es zum Konflikt, sind sie unerwünscht und werden diffamiert. Mitdenken und ein aktives Gestalten ist also nicht gewollt, Kritik schon gar nicht. Wir kritisieren, dass Freiwillige hier instrumentalisiert werden und lediglich als Manövriermasse zur Verfügung stehen sollen.

Gleichzeitig solidarisieren wir uns mit den Geflüchteten, die in einem weitgehend unsanierten Gebäude mit untragbaren sanitären und hygienischen Verhältnissen, mangelhaft betreut und zudem auf skandalös engem Raum zusammengepfercht werden. Menschenwürdiges Wohnen und Zusammenleben ist unter diesen beengten und reglementierten Lebensbedingungen nicht möglich. Die bevormundenden Disziplinierungs- und Erziehungsmaßnahmen der Bonveno-GmbH lehnen wir entschieden ab, wir fordern die Möglichkeit einer Selbstbestimmung der Bewohner*innen solcher Unterkünfte.

Wir protestieren gegen ein erzwungenes Zusammenleben von verschiedenen an den Rand der Gesellschaft gedrängten Personengruppen. Unter diesen engen Verhältnissen wird gezielt ein Pulverfass der sozialen Konflikte geschaffen.

Wir akzeptieren keine Politik, die Geflüchtete in Berechtigte und Unberechtigte unterteilt, die nur einem Teil den Zugang zu Integrationsmaßnahmen, zum Arbeitsmarkt, zu Deutschunterricht und zu menschenwürdigem Wohnen gewährt. Wir akzeptieren nicht, dass Menschen schon vor Ablauf des Asylverfahrens in aussichtslose Verhältnisse gezwungen werden ohne jede Möglichkeit der Teilhabe.

Die Stadt wälzt hier ihre eigene Konfliktunfähigkeit mit Wohnraumspekulaten auf die sozial schwächsten der Gesellschaft ab. Es gilt immer noch, dass jeder Mensch ein Recht auf menschwürdiges Wohnen und Leben hat. Wir fordern die Stadt auf, endlich den Konflikt mit den Eigentümern von leerstehendem Wohnraum anzugehen.