Hilfe am Bahnhof benötigt mehr als Tee und Decken

Der Versuch der Bahnhofsmission Göttingen in Absprache mit der Stadt Göttingen und dem Bahnhofsmanagement, Hilfe für nachts am Bahnhof gestrandete Geflüchtete zu organisieren, wird von Our House OM10 begrüßt. Jedoch verfehlt das geplante Angebot, für das Freiwillige gesucht werden, den tatsächlichen Bedarf. Während die Politik ihrer Verantwortung nicht gerecht wird, leistet Our House OM10 seit fast vier Wochen konkret Fluchthilfe. Das dabei erworbene Wissen stellen wir bei Interesse anderen Initiativen für menschenwürdige Lösungen gerne zur Verfügung.

Wir machen darauf aufmerksam, dass wir bei unseren nächtlichen Einsätzen am Göttinger Bahnhof neben Tee und Decken eine Vielzahl von anderen Bedürfnissen erkennen: Da ist zunächst der Bedarf an einem warmen Raum, der die Möglichkeit zum Schlafen und den Zugang zu Sanitäranlagen bietet; an Erster Hilfe und teilweise auch medizinischer Versorgung; an Informationen über rechtliche Möglichkeiten und Optionen der Weiterreise. Nicht zuletzt gibt es auch großen Bedarf an Erzählen und Gehörtwerden. Dabei sind unsere Dolmetscher*innen eine wichtige und unerlässliche Unterstützung. Vor allem aber äußern sich die von uns aufgenommenen Menschen erleichtert und froh über den Respekt, den wir ihnen entgegen bringen. Sie erfahren bei uns Achtung vor ihrem Wunsch nach Schutz und Geborgenheit. Seit Beginn der Besetzung am 05.11.15 haben bereits über 100 Geflüchtete in der OM10 Zuflucht genommen und Hilfe erhalten.

Wir erinnern aber daran, dass Stadt und öffentliche Hand die Pflicht haben, sich um Menschen zu kümmern, die hier Hilfe benötigen. Stattdessen wird sich wieder aus der Verantwortung gestohlen und die Arbeit Ehrenamtlichen überlassen. Seit Monaten wird die allermeiste Unterstützungsarbeit in ganz Europa von Freiwilligen geleistet. Die herrschende Politik ist damit beschäftigt, sich gegenseitig in Strategien der Abschottung zu übertreffen und das Feuer der Rechten, der Nationalisten, zu schüren. Die konkreten praktischen Maßnahmen zielen in der Regel auf Reglementierung, Selektion und Begrenzung. Gleichzeitig wird das zivilgesellschaftliche Engagement genutzt, um ein humanitäres Image aufrechtzuerhalten. Vor diesem Hintergrund der Instrumentalisierung ist es uns wichtig, gegen die menschenverachtende Asylpolitik klar Stellung zu beziehen.

Die praktische Unterstützung von Geflüchteten kostet Geld. Wir sind auf Spenden (steuerlich absetzbar) angewiesen:

AK Asyl Goettingen e.V.
Sparkasse Goettingen
IBAN: DE03 2605 0001 0001 0775 02
Stichwort “besser_bleiben”